Wortmeldung zur „Harzer Erklärung“ bei der letzten Ratssitzung am 26.01.2022 von Sven Ladwig. 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrter Herr Ratsvorsitzender,
sehr geehrte Ratskolleginnen und –kollegen,
werte Gäste!

Liebe Impfgegner:innen, in Deutschland wäre keine Impfpflicht im Gespräch, wenn ihr nicht versucht
hättet, mit Eurer „ganz persönlichen und privaten Entscheidung“ Millionen andere Menschen zu
überzeugen. Ihr selbst habt das Ganze politisch gemacht!
Mit Impfgegner:innen meine ich AUSDRÜCKLICH NICHT die Menschen, die sich einfach nur nicht
impfen lassen wollen, weil sie davor Angst haben oder es wirklich aus medizinischen Gründen nicht
können. Ich respektiere das. Mit Impfgegner:innen meine ich die Menschen, die ganz AKTIV
versuchen, andere vom Impfen abzuhalten.
Eines der häufigsten Argument gegen eine Impfpflicht ist wohl, dass das eine sehr private
Entscheidung sei, die alle für sich selbst treffen müssen. Aber wenn das so eine persönliche
Entscheidung ist, so privat, so intim, warum geht die Anti-Impf-Szene dann überhaupt damit
hausieren? Die Wahrheit ist: Ein Teil der Impfskeptiker hat aus einer persönlichen Entscheidung eine
politische Bewegung gemacht: mit Schwurbelbüchern, mit Blödsinn im Internet, mit dem Schüren
von Angst. Herzlichen Glückwunsch, ihr wart damit so erfolgreich, dass die Gesellschaft es nun nicht
mehr ignorieren kann und über eine Impfpflicht diskutieren muss.
Es mag nicht intuitiv klingen, aber wenn ihr so ungeimpft wie möglich leben wollt, dann überzeugt
am besten viele andere Menschen, sich impfen zu lassen. Die Gesellschaft hält ein paar wenige
Ungeimpfte locker aus. Lassen sich z.B. 95% der Menschen gegen Masern impfen, ist
Herdenimmunität erreicht. Ab diesem Prozentsatz ist es also nicht mehr so entscheidend, ob die
letzten fünf Prozent sich auch noch impfen lassen. Tut ihr es nicht, ist das gesellschaftlich gesehen
kein Problem, ihr fliegt dann unter dem Radar (das persönliche Risiko einer Erkrankung mit Masern
bleibt natürlich).
Bei Corona ist es ähnlich. Eine Herdenimmunität im klassischen Sinne ist laut der Forschung mit den
aktuell verfügbaren Impfstoffen nicht mehr erreichbar. Aber auch abseits davon ist der
Pandemieverlauf mit bestimmten Impfquoten viel besser beherrschbar: Maßnahmen könnten früher
zurückgenommen werden, die Gastronomie und Veranstaltungsbranche hätten weniger
Umsatzeinbrüche, die Krankenhäuser wären entlastet, es müssten weniger Operationen verschoben
werden usw.
Laut RKI bräuchten wir dafür bei den Über-60-Jährigen 90% Geimpfte und bei den 12- bis 59-Jährigen
85% bis 95% Geimpfte. Für dieses Ziel könnten sich also in beiden Altersklassen jeweils mindestens
fünf Prozent der Menschen gegen eine Impfung entscheiden – das sind immerhin 3,5 Millionen
Menschen – und wir kämen als Gesellschaft trotzdem recht gut durch diese Krise.
Und wer echt Panik vor Impfstoffen hat, der sollte analog hoffen, dass sich viele andere impfen
lassen und sie darin bestärken. Mit der Haltung „Vor Impfungen habe ich Angst, könnt ihr euch bitte
impfen lassen“ könnten sich wohl viel mehr Menschen arrangieren. Ganz ohne Impfpflicht. Aber
wenn aus der Nummer eine Kampagne gemacht wird, die Impfgegner:innen Impfpersonal angreifen,
absichtlich Kochsalzlösung anstatt Impfstoffen verwenden oder Buchungssysteme sabotieren, dann
hat das mit einer persönlichen Entscheidung nichts mehr zu tun.
Ich persönlich bin auch gegen eine Impfplicht, ich fände es auch besser, wenn die wenigen
Menschen, die aus ihrer ganz persönlichen Historie heraus nicht die größten Impffans sind, das frei
entscheiden könnten. Wenn die Menge der Impfskeptiker:innen nun aber künstlich aufgebläht wird,
indem man bislang neutral eingestellten Menschen Angst vor einer „Gentherapie“ einredet, dann
geht das eben nicht mehr. Und genau deshalb muss der Bundestag heute [26.01.2022] über eine
Impfpflicht diskutieren!

Vielen Dank.

[inspiriert und freundlich unterstützt durch volksverpetzter.de]



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