Rede von Sabine Seifarth zum Schultausch

Sehr geehrter Herr Ratsvorsitzender, Herr Oberbürgermeister, liebe Ratskolleginnen und -kollegen, liebe Gäste

heute müssen wir eine Entscheidung treffen in der Art, wie sie Politikerinnen ungern treffen, denn eines ist sicher, wir werden Unmut auf uns ziehen und, dass darf aber auch nicht vergessen werden, Zustimmung finden. Eine Ideallösung, bei der alle Hurra schreien, wird es heute nicht geben.

Im Vorfeld haben etliche Diskussionen stattgefunden, diverse Gespräche wurden geführt und der Umgang miteinander blieb leider nicht immer sachlich, offen gesagt, er war emotional stark aufgeheizt und dies vor allem in der Elternschaft der Schillerschule. Interessant waren auch die Wortmeldungen nicht betroffener Personen und derer, die sich eigentlich doch eher neutral verhalten sollten. 

Ich hoffe, das zerschlagene Porzellan lässt sich wieder kitten.

Sehr viele Mails und Leserbriefe zu beiden möglichen Varianten haben wir gelesen und ich entschuldige mich bei allen, denen wir nicht geantwortet haben, das war zeitlich einfach nicht mehr möglich. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass nicht zwangsweise derjenige Recht hat, der am lautesten ruft.

Bereits 2018 war bekannt, dass die Schillerschule spätestens im Schuljahr 2021/22 überlaufen würde. Die Verwaltung wurde damals von der Landesschulbehörde darauf hingewiesen, dass eine Änderung der Schulbezirksgrenzen zum Schuljahr 2020/21 möglich sei und der Schillerschule Entlastung bringen würde. Dies wurde aber versäumt und nun stehen wir an diesem Punkt.

Durch den beabsichtigten Schultausch wären mindestens 5 Schulen betroffen, und zwar die Schillerschule, die Worthschule, die Jürgenohlschule, die Goetheschule und die Pestalozzi Schule, z. Teil auch, weil sie in der Folge ihre pädagogischen Konzepte nicht mehr leben könnten.

Der Engpass wird voraussichtlich nur für die kommenden 3-4 Jahre bestehen und wir sind der Meinung, dass mit einer Außenstelle flexibler auf Veränderungen reagiert werden kann. Abgesehen davon, dass vermutlich 2022 die bilinguale Schule im Fliegerhorst an den Start geht, die dann weitere Kinder aus Goslar aufnehmen wird und somit zur Entspannung beiträgt.

Uns ist klar, dass die Betreuung einer Außenstelle für die Schulleitung und das Lehrerkollegium eine organisatorische Herausforderung ist, für die Goslarer Kinder und deren Familien jedoch wünschen wir uns, das ihnen möglichst wenig Veränderungen abverlangt werden.

In diesem, Jahr erleben wir eine Pandemie, wie wir sie bisher nicht kannten. Kinder, Eltern, die gesamte Gesellschaft ist verunsichert und muss lernen mit den Einschnitten, die dies mit sich bringt, zu leben. Besonders das Schulleben ist betroffen, Unbekümmertheit geht anders.

Wir alle haben die Hoffnung, dass das nächste Schuljahr 2021/22 wieder „normal“ ablaufen kann.

Und dann kommt der Umzug!

Für rund 300 Schülerinnen und Schüler unserer Stadt heißt das: neuer Schulweg, neue Räumlichkeiten, neue Strukturen und für die Familien neue Organisationsabläufe, unter Umständen auch neuer Hort mit wieder neuen Wegen. In der Zukunft, durch Änderungen der Schulbezirksgrenzen, auch weitere Neuerungen. Wir sind der Meinung, dass das nicht sein muss und den Kindern eine gewisse Beständigkeit mehr Sicherheit in diesen Zeiten bringt.

Spannend finde ich im Verlauf der bisherigen Diskussionen auch, dass hauptsächlich von Kindern der Schillerschule und dem pädagogischem Konzept dieser Schule die Rede war. Was ist mit den Familien, deren Kinder die Worthschule besuchen? Wie finden die das? Hat jemand in der Pestalozzischule gefragt, die diverse Projekte mit der Worthschule durchführen, wie die Kinder dort die Veränderung finden?  Es wurden nur die Eltern von 2 betroffenen Schulen befragt, der beschworene Elternwille ist also nicht für alle Schulen ermittelt worden.

Wir bezweifeln, dass die baulichen Bedarfe, die ein Umzug mit sich brächte, bisher in Gänze kommuniziert wurden und sich im Laufe der Umzugsplanungen noch diverse kostenintensive Baustellen ergeben, die jetzt noch gar nicht in die Diskussion eingeflossen sind. 

Was spricht für eine Außenstelle:

- Nur sehr wenige (wenn überhaupt) Kinder hätten einen längeren Schulweg.

- Die pädagogischen Konzepte aller Schulen könnten im Großen und Ganzen fortgeführt werden.

 - Vermutlich könnten die Kinder der Außenstelle von den bestehenden Kooperationen von Pestalozzi und     Worthschule profitieren.

- Die Worthschule behält den Einzugsbereich für ihre Schüler, was insbes. den Kindern aus Jürgenohl   zugutekäme.

- Dem zeitlich begrenzten Engpass würde Rechnung getragen, ohne weitgreifende Eingriffe in bestehende   und funktionierende Schullandschaft zu nehmen.

- Die Horte wären kaum betroffen.

- Gelder, die nicht für Umzug und Umbauten benötigt würden, könnten in bestehende Gebäude investiert   werden.

Für uns ist der Erhalt zweier bekenntnisfreier Schulen in der Innenstadt und damit die Sicherung der Lebensqualität der dort lebenden Familien das wesentlichste Argument und wir sind der Meinung, dass der vorgesehene Schultausch zwar von großen Teilen der Schillerschule begrüßt wird, zu Lasten anderer Schulen, bzw. Schülerinnen und Schüler geht.

Mir wurde im Laufe des Verfahrens ja vorgeworfen wir seien stur, und dass, obwohl ich mich gerne von guten Argumenten überzeugen lasse, aber die waren hier einfach nicht gegeben. 

Dabei war ich zwischendrin durchaus am Schwanken und Zweifeln, was zeigt, dass die Entscheidung nicht einfach war. Aber unsere Fraktion bleibt nach vielen internen Diskussionen bei ihrer Meinung, dass wir, aus genannten Gründen den Verbleib der Schillerschule in der Altstadt priorisieren.

Unser Vorgehen mit CDU und Bürgerliste gab es in dieser Konstellation, glaube ich, bisher noch nicht. Was aber zeigt, dass wir, unabhängig von Farbspielen, gerne mit denjenigen demokratischen Parteien zusammenarbeiten, mit denen wir uns in der jeweiligen Sache einig sind. Beim nächsten Thema können diese auch wieder wechseln, schauen wir mal.

Ich danke dem Team um Herrn Busse, das viel Zeit, Hirnschmalz und vor allem Geduld bezüglich des Themas und im Umgang mit den Ratsmitgliedern investiert hat. Vielen Dank hierfür.

 



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Grüne im Rat der Stadt Goslar

 

 

Fraktionssprecherin              Sabine Seifarth,  sabine.seifarth@remove-this.gmail.com

Tel.: 05321- 303140

 

Anke Berkes, Anke.Berkes@gruene-goslar.de

 

Holger Fenker, h.fenker@gmx.de

Tel.: 0160-7003166

Weitere Informationen finden sich unter www.gruenepartei42.de

 

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